
Nun war es endlich soweit. Unser Nesthäkchen sollte einem Logopäden vorgestellt werden. Dass sie nicht perfekt spricht, war mir ja klar gewesen, aber mit gerade 4 Jahren muss man wohl auch noch nicht jedes einzelne Wort perfekt aussprechen können oder mit den richtigen Artikeln versehen.
Na gut, der Logopäde wollte in die Kita kommen, so wie jedes Jahr, und die Erzieherinnen hatten den Termin vorgeschlagen, da sie der Meinung waren, dass die Sprachentwicklung unsere kleinen Maus nicht altersentsprechend sei.
Erst war ich unsicher, ob das tatsächlich nötig ist. Aber wie das eben so ist, bin ich dann doch auf Nummer sicher gegangen und machte einen Termin aus.
Ich sah diesem Tag eher gelassen entgegen, doch als der Termin kurz bevorstand, wurde ich doch nervös. Was würde der Logopäde sagen? Aber war dies nicht eigentlich egal, wenn die Kinderärztin dies beim nächste Termin dementieren würde?
Es half alles nichts, jetzt mussten wir da durch und so saßen wir um zehn Uhr morgens beim Logopäden, einem netten, älteren Herr, der sehr entspannt aussah und uns freundlich begrüßte.
Na ob er gleich noch so freundlich ist, wenn unser Zwerg jede Mitarbeit verweigert? Ja, ich befürchtete das Schlimmste, denn sie hat leider die Angewohnheit, schnell aufzugeben und Anforderungen zu verweigern.
Doch zu meiner Überraschung war die Kleine sehr von ihm angetan und beantwortete erst mal eine Frage nach der anderen. Nachdem alle Formalitäten geklärt waren, ging es dann los. Mitgebracht hatte der gute Mann erst einmal ein Blatt mit vielen unterschiedlichen Bildern, geordnet nach unterschiedlichen Buchstabenverbindungen.
Unser Zwerg erzählte ihm nacheinander weg, was sie dort sah. Zwei nette Beispiele:
Ein Flosch (ein Frosch)
Das ist Klickelklackel ( Krickelkrackel)
Wenn so manches Wort nicht so leicht von den Lippen kam,sprach er es ihr vor und motivierte sie, es nachzusprechen.
,Dazu machte der Logopaede sich dann jeweils Notizen.
Als nächstes erklärte er der Kleinen , was sie nun für eine Aufgabe hat. Sie bekam ein buntes Holzpuzzle mit Bauernhoftieren vorgelegt und er legte eine CD mit Tiergeräuschen ein. Nun ging er erst einmal jedes Tier mit ihr durch, um sicher zu gehen, dass sie diese auch benennen kann.
Bis auf die Gänse, die bei ihr als Enten durchgingen, waren ihr alle Tiernamen bekannt. Und dann startete der erste Tierlaut mit einem schrillen “Iiiiaaaaa” und unser Nesthäkchen zeigte sofort auf den grauen Esel. Auf die Frage, um welches Tier es sich handele, antwortete sie Folgerichtig: “Das ist ein Esel.”
Zu jedem gehörten Tier durfte sie das passende Puzzlestück entnehmen.
Irgendwann waren dann alle Puzzleteile auf dem Tisch verteilt und der Herr Logopäde erklärte unserem Zwerg nun, dass er sich mit Mama unterhalten wolle und sie nun das Puzzle wieder zusammenbauen könnte.
Und das tat sie mit Feuereifer!
Während die kleine Madame beschäftigt war, erklärte er mir nun, wofür das Puzzle- Hörspiel gut gewesen ist. Es zum einen darum, zu schauen, ob im Gehirn die richtigen Verbindungen gesetzt werden können, also die Zuordnung von Lauten und Wörtern zu Bildern, also dem Gesehenen.
Zum Anderen wird geschaut, ob das entsprechende Hörvermögen vorhanden ist. Zum ersten Test mit den verschiedenen Laut/ Silbenverbindungen testete er, welche Verbindungen unser Zwerg sicher auspricht und welche ihr noch schwer fallen.
In unserem Fall nutzt sie das “Sch” noch nicht sicher und ersetzt es häufig durch ein “S” und spricht statt dem “R” immer das “L”, allerdings nur in Verbindung mit anderen Silben.
Beispiel: Schwein = Swein
Gras = Glas
Aber: Rasen wird Rasen gesprochen, da das “R” an erster Stelle steht.
Der Logopäde wies mich darauf hin, dass es sehr wichtig sei, in unserem Fall die Ohren nochmal untersuchen zu lassen, da unser Zwerg ja zwischen dem 1. – und 2. Lebensjahr ein geplatztes Trommelfell aufgrund einer schweren Mittelohrentzündung hatte.
Da Ende des Monats sowieso die nächste Kinderarzt Untersuchung ansteht, werde ich dies dort thematisieren. Eine Therapie hält der Logopäde aktuell noch für zu früh, da unser Töchterchen ja erst 2020 zur Schule kommt. Das heißt, wir dürfen im nächsten Jahr nochmal vorstellig werden, falls es noch Auffälligkeiten gibt.
Insgesamt war ich sehr positiv überrascht, denn ich hatte damit gerechnet, dass uns eine Logotherapie aufgedrängt werden würde, doch stattdessen waren wir uns einig, dass sie noch Zeit hat, sich zu entwickeln.
Mein Rat an euch:
Wenn ihr euch unsicher seid, oder von anderen zu hören bekommt, dass euer Kind komisch spricht, dann holt euch eine professionelle Meinung. Macht euch nicht verrückt.
Und vor allem, gebt den Kleinen Zeit!
Ich hoffe, ich konnte euch etwas die Angst vor dem Thema Logopäde und Sprachtherapie nehmen, denn niemand ist perfekt und auch Sprechen kann man lernen!
Liebe Grüße
Eure Yvonne